1. Station: Haver & Boecker OHG in Oelde
Los ging es mit einer Besichtigung der „Drahtweberei“ – eine der beiden Unternehmensbereiche von Haver & Boecker – in Oelde. Nach der Anreise aus Freiberg gab es eine Begrüßung vom geschäftsführenden Gesellschafter, Herrn Walter Haver, sowie Herrn Michael Stichling – verantwortlich für den Bereich Industriesiebe.
Einer kurzen Präsentation zur Geschichte des Unternehmens und dem aktuellen Produktportfolio folgte eine interessante Führung durch den Betrieb. Beginnend mit der Anlieferung und Prüfung der Drähte, wurde der komplette Produktionsprozess des 3.600 verschiedene Spezifikationen umfassenden Programms von Drahtgeweben gezeigt. „Die Drahtweber“ fertigen Präzisionsgewebe mit Drähten zwischen 15 µm und 6,3 mm Durchmesser am Standort in Oelde.
Stärkere Drähte werden unter anderem am belgischen Standort (bis zu 12 mm) oder im Werk in Kanada (bis zu 20 mm) verarbeitet. Die Siebe werden, wie in der Textilweberei, an Webmaschinen hergestellt, welche alle mit viel Firmen-Know-How im eigenen Haus konstruiert werden.
Die gefertigten Drahtgewebe werden in den Bereichen Architektur, Absiebung, Filtration und Messtechnik eingesetzt, z.B. für medizinische Anwendungen, neueste Ultraschallsiebe für feinste Pulver und mineralische Rohstoffe, Autokatalysatoren sowie architektonische Verkleidungen, z.B. im Deutschen Bundestag oder im Flughafen Düsseldorf.
2. Station: Thyssenkrupp Industrial Solutions AG in Beckum
Als nächtes ging es zur Thyssenkrupp Industrial Solutions AG in Beckum mit einer kurzen Einführung in den Standort der Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Rohstoffaufbereitung. Abteilungsleiter Dr.-Ing. Falk Silbermann berichtete dabei unter anderem von einem neuen Verfahren, der sog. Torrefizierung, um Biomassen und biogene Abfallstoffe ähnlich wie bei der Kaffeeherstellung so zu rösten, dass daraus in einem energieautarken Prozess Bio-Kohle entsteht. Dabei können unter anderem Holzpellets, Stroh und Produktionsabfälle (z.B. aus der Zuckerherstellung), Grünschnitt oder Biomüll eingesetzt werden.
Bei der Führung durch das Technikum des F&E-Zentrums wurde erläutert, wie neue Rohstoffe für die Zementherstellung im kleinen Maßstab getestet werden, um sicherzustellen, dass die anschließend gebauten Aggregate und Anlagen bei jedem einzelnen Kunden in der Anwendung optimal funktionieren.
Anschließend wurde der Exzenterwalzenbrecher vorgestellt – ein neu entwickelter Brecher mit einer integrierten Vorabsiebung sowie einer sehr flachen und robusten Bauweise, der eine hohe Durchsatzleitung von bis zu 3.000 Tonnen pro Stunde ermöglicht. Mit diesen Produkteigenschaften eignet er sich besonders für die effektive Primärzerkleinerung von Hartgestein und Erzen – sowohl unter Tage als auch im überirdischen Betrieb als Herzstück einer mobilen oder semimobilen Anlage.
Die im F&E-Zentrum konzipierten Mühlen und Brecher werden in der nahgelegenen Werkstatt, in der ca. 120 Fertigungsmitarbeiter angestellt sind, gebaut. Der dortige Zerspanungsmeister verriet dabei, dass die Fertigung dieser Maschinen ungefähr ein Jahr dauert. Bei den zahlreichen durchgeführten Arbeitsschritten fallen täglich ca. 4 Tonnen Metallspäne an! Dabei stammt die größte Fertigungsmaschine aus Chemnitz.
3. Station: HAVER NIAGARA GmbH in Münster
Des Weiteren stand noch ein Besuch bei der HAVER NIAGARA GmbH – dem zum Unternehmensbereich Maschinenfabrik der HAVER & BOECKER OHG gehörenden und auf Maschinen der Aufbereitungstechnik spezialisierten Standort in Münster – auf dem Programm.
Geschäftsführer Peter Grotjohann gab beim Empfang einen Einblick in die Firma. Am Standort in Münster sind ca. 70 Mitarbeiter beschäftigt. Die komplette Maschinenplanung wurde im letzten Jahr umstrukturiert, um die jeweiligen Kompetenzen auf die verschiedenen Standorte aufzuteilen. Auch Absolventen der TU Bergakademie Freiberg sind hierbei an verschiedenen Projekten weltweit beteiligt.
Wie auch schon zuvor in Beckum gab es im Anschluss an die Begrüßung eine Betriebsführung, bei der der komplette Fertigungsprozessablauf gezeigt wurde, beginnend beim Halbzeug bis hin zur fertigen Maschine, die mit knapp 4 m Breite gerade noch in Deutschland am Stück transportiert werden darf.
Bei den von der HAVER NIAGARA GmbH hergestellten Siebmaschinen handelt es sich um Einzelanfertigungen, da jedes Siebgut seine eigenen Anforderungen an die Aufbereitung stellt. Manche Materialien sind z.B. sehr feucht und damit entsprechend klebrig, andere wiederum sind stark schleißend. Zur Auslegung der Maschinen werden Versuche im eigenen Technikum durchgeführt. Dafür sind für Probesiebungen ca. 300 verschiedene Siebbeläge vorhanden.
Zum Ende der Führung ging es dann noch ins hauseigene Technikum, wo ein Versuch an einer Siebmaschine durchgeführt wurde, genauso wie Waschversuche am innovativen Hochdruck-Waschsystem Hydro-Clean. Normalerweise werden in letzterem Minerale von Störstoffen befreit, z.B. Gipsgestein von Lehmanbackungen. Dieses Mal standen jedoch Versuche mit Shrimpsschalen an: Mit Hochdruck (Wasserdruck 80 bar) sollten diese von Konservierungsstoffen gereinigt werden, um sie einer höherwertigen Verwertung zuzuführen.